Gemeinwohl-Ökonomie im Radio: Wie geht das? Mit Christian Strohmeier & Sandra Gern (egoFM)
Shownotes
egoFM ist ein privater Radiosender mit Sitz in München. Als Nischensender hat er sich nicht auf eine bestimmte Altersgruppe festgelegt, sondern spricht weltoffene, urbane Hörer*innen mit sozial-ökologischem Lebensstil an. Seit fast 15 Jahren ist egoFM damit richtig erfolgreich: Wer neue Musik entdecken oder preisgekrönte Radioshows hören will, der schaltet egoFM ein. Sogar Markus Kavka und Kid Simius haben Shows beim Sender.
Im April 2021 hat egoFM seine erste Gemeinwohl-Bilanz veröffentlicht und ist seitdem klimaneutral. Das Team setzt sich für den Klimaschutz ein, macht sich Gedanken über den Umgang mit Müll und Diversität am Arbeitsplatz. Mit Geschäftsführer Christian Strohmeier und Sandra Gern, der Chefin vom Dienst, haben wir darüber gesprochen, wie sich die Ausrichtung auf die Gemeinwohl-Ökonomie auf die Radio-Inhalte auswirkt, welchen Einfluss die GWÖ auf die Auswahl von Werbepartner*innen hat und was egoFM in Zukunft noch vor hat.
Alle Infos zur Folge und rund ums Thema Gemeinwohl findet ihr auf www.sparda-m.de/podcast und auf Instagram unter @spardamuenchen.
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00:00:00: Music.
00:00:07: Wir finden einfach vor dem Hintergrund von Hate Speech, von Fake News, Alternate Facts ist es total wichtig, dass Medienunternehmen, die ja ganz viele Menschen erreichen und mit Informationen versorgen, dass die nachhaltig und ethisch korrekt handeln, im Sinne des Gemeinwohls.
00:00:21: Music.
00:00:27: Willkommen bei Zeit zum Umdenken, das ist der Gemeinwohl-Podcast der Sparda-Bank München, Deutschlands erster Gemeinwohlbank.
00:00:33: Ich bin Schlien Gollmitzer, Journalistin und Moderatorin und mich beschäftigt auch schon eine ganze Weile das Thema Nachhaltigkeit.
00:00:41: In diesem Podcast lernt ihr Leute kennen, die sich in der Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung engagieren.
00:00:46: Sie wollen mit ihren Unternehmen, Organisationen oder Kommunen nicht nur Gewinne machen, sondern zum Wohl aller beitragen.
00:00:54: Wenn's euch also auch nicht egal ist, wie wir in Zukunft leben dann bleib dran, und freut euch mit mir auf viele interessante Gespräche.
00:01:01: In den ersten Folgen haben wir uns auf die verschiedenen Bereiche der Gemeinwohl-Ökonomie-Matrix konzentriert.
00:01:11: Jetzt stellen wir euch allgemein Best-Practice-Beispiele vor. In der letzten Folge ging es los mit dem Safthersteller Voelkel.
00:01:19: Heute gehen wir in einen ganz anderen Bereich und sprechen mit Christian Strohmeier und Sandra Gern vom Radiosender egoFM in München.
00:01:27: Wenn ihr in Bayern wohnt, dann kennt ihr den Sender vielleicht schon. Christian ist Geschäftsführer bei egoFM und Sandra ist Chefin vom Dienst und moderiert die Musiksendung Chelsea Hotel.
00:01:37: egoFM hat im April 2021 seine erste Gemeinwohlbilanz veröffentlicht und will - Achtung - der erste klimaneutrale Bio-Radiosender werden.
00:01:49: Was das genau heißt und wie sie das erreichen wollen, das erklären uns jetzt Christian und Sandra. Herzlich willkommen ihr beiden! Hallo, hallo!
00:01:57: Ich habe gerade im Einleitungstext schon gesagt, wenn man aus Bayern kommt, dann kennt man euren Sender höchstwahrscheinlich. Für alle die aber egoFM noch nicht kennen, erklärt uns doch mal ganz kurz, was erwartet mich denn wenn ich bei euch einschalte?
00:02:11: Sandra: Ja also wir sind ein Nischensender, der sich sehr stark auf das Thema Musik konzentriert, vor allem auf Musik jenseits des Mainstreams und wir möchten den Hörer:innen ja so eine,
00:02:24: wir nennen es, schöne, neue, bisschen andersartige und vielleicht auch ungewohnte Radiowelt präsentieren. Mit einer Musik, die alles ändert. Das sagen wir deswegen so schön, weil wir damit ausdrücken wollen, was für einen Stellenwert Musik
00:02:38: bei uns hat oder auch die Musikauswahl. Und ja, es ist vielleicht ein bisschen besonders bei uns: Unsere Hörer:innen lassen sich nicht, wie das normal im Radio oft üblich ist,
00:02:48: allein auf die Altersgruppen festlegen, sondern er auch auf soziale Milieus.
00:02:52: Christian: Ja, wir sprechen eine moderne und neugierige, weltoffene Zielgruppe an, die so urban, städtisch geprägt ist
00:03:01: und die Zielgruppe setzt sich zusammen aus Intellektuellen, aus Menschen die Neues ausprobieren wollen und einen sozial-ökologischen Lebensstil haben. Christian, jetzt habe ich bei euch in einem Interview gehört, die Idee mit der Gemeinwohl-Ökonomie sei auf deinem Mist gewachsen, wie kam es denn dazu?
00:03:18: Christian: Ja das stimmt. Vor ein paar Jahren habe ich bei einem anderen Unternehmen schon mal eine Gemeinwohlbilanz gemacht und habe gesehen welche positiven Effekte so einen Schritt
00:03:28: auf ein Unternehmen und alle Beteiligten haben kann
00:03:32: und als ich dann gesehen habe, was bei den Mitarbeitern von egoFM so alles lebt und mit welchen Themen sie sich oder wir uns on-air und online beschäftigen, sowie als ich gesehen habe, was wir so für Hörer:innen-Profile haben, da war mir klar, dass die
00:03:46: Gemeinwohl-Bilanzierung der richtige Schritt ist für uns. Und wie seid ihr da im Team vorgegangen? Wie hast du da die Mitarbeitenden miteinbezogen?
00:03:54: Christian: Ja zunächst mal dachte ich mir, das was implizit im Sender schon lebt und vorhanden ist, das wollte ich explizit machen. Zunächst mal musste natürlich die Geschäftsleitung und unsere Gesellschafter, die mussten mit dabei sein und sind informiert worden. Haben dann
00:04:12: grünes Licht gegeben und im Mitarbeiter:innenkreis habe ich das Thema
00:04:16: mal mit einer Präsentation vorgestellt und dann immer mehrfach in Meetings angeteasert, was man so sagt in der Werbesprache, um einfach Interesse der Menschen zu wecken.
00:04:27: Und eben, um nicht so mit der Tür ins Haus zu fallen, sondern letztendlich eine Saat zu sähen und die dann langsam aufgehen zu lassen.
00:04:36: Und das kam gut an bei euch, Sandra, im Team?
00:04:38: Sandra: Ja, doch durchaus. Also Christian hat's ja gerade schon angesprochen. Da war ja quasi schon bisschen was auch da, das Team hat sich für das Thema schon interessiert gehabt von sich heraus auch schon, das hat sich so entwickelt. Und da
00:04:52: ist es mal auf fruchtbaren Boden gestoßen, würde ich sagen, diese Idee.
00:04:57: Christian: Es haben sich dann auch sieben Mitarbeiter:innen aus ganz unterschiedlichen Bereichen des Senders, die haben sich spontan gemeldet und haben gesagt: Wir machen mit in einer Arbeitsgruppe. Und
00:05:09: dann ging's eigentlich los und das Schöne war einfach wieder mal zu sehen, dass wenn man
00:05:15: Mitarbeiter:innen auf so einem Kanal anspricht, das sind viele nicht gewohnt, aber letztendlich ist des etwas, wie Menschen einfach gerne angesprochen werden, ja und
00:05:24: dementsprechend ist es dann relativ schnell auch in die Gänge gekommen. Und Sandra, du bist ja auch unter anderem Chefin vom Dienst bei egoFM. Hat sich denn der Prozess mit der Gemeinwohl-Ökonomie auch zusätzlich noch auf eure Radio-Inhalte ausgewirkt?
00:05:38: Sandra: Ja auf jeden Fall. Also zunächst mal, wir haben gerade schon drüber gesprochen eben, das hat sich sehr sehr gut eingefügt, diese Idee, weil wir uns davor schon
00:05:46: themenmäßig darauf spezialisiert hatten. Also das war eher so ein natürlicher Prozess, dass sich über viele Jahre aus dem Team heraus entwickelt hat. Einfach weil sich die Menschen
00:05:55: da auch privat sehr dafür interessiert haben. Aber gleichzeitig hat dann egoFM eben auch sehr früh ganz bewusst gesagt: Wir gehen jetzt diesen Weg der Nachhaltigkeit als Medienunternehmen und
00:06:05: packen diese Werte auch wirklich in die Unternehmenskultur.
00:06:09: Und dann war so ein bisschen die Frage nicht nur: Wie berichten wir in Zukunft über solche Themen? Sondern was tun wir selber? Und das war jetzt quasi neu und in der Redaktion sind diese beiden Punkte zusammen geflossen, insofern, weil wir haben dann beschlossen, dass wir
00:06:24: diesen Prozess, quasi diesen einen Prozess, dass wir die Gemeinwohl-Ökonomie uns anschauen als Unternehmen und auch eine Bilanz machen, das haben wir beschlossen, dass wir das quasi ganz transparent mit den Hörer-
00:06:33: und User:innen in teilen wollen. Wir haben dann zum Beispiel über Wochen hinweg im Radio und auch online dokumentiert,
00:06:41: wo wir gerade stehen, was wir gerade machen. Haben dann eben auch gesagt: Okay, jetzt gerade schauen wir uns die Lieferketten an, unseren Energieverbrauch und Umgang mit Geld, also die ganzen Themen.
00:06:51: Und haben dann immer geguckt: Okay. was kann man alles machen?
00:06:54: Was machen wir gerade schon? Was wollen wir noch machen? Was ändern wir als nächstes und wo wollen wir so langfristig hin? Und auch: Was machen wir gerade nicht, weil's gerade einfach noch nicht geht? Also da sind wir sehr sehr transparent umgegangen und
00:07:07: haben quasi diesen Themenkomplex Gemeinwohl-Ökonomie anhand von unserem eigenen Beispiel erklärt. Und es hat natürlich schon die redaktionelle Arbeit so beeinflusst zumindest zu einem Teil.
00:07:18: Und es war uns aber auch wichtig, weil wir haben uns selber schon länger damit befasst mit dem Thema konstruktiven Journalismus. Also dass wir quasi nicht nur berichten, sondern auch eben immer lösungsorientiert und zukunftsorientiert berichten wollen und es kam uns
00:07:32: sinnvoll vor, dass wir quasi sagen: Wir machen dieses
00:07:35: "Was man besser machen kann" greifbar, anhand von unserem eigenen Beispiel, weil man damit einfach mehr Leute so ins Boot holen kann und sich die Leute dann auch besser identifizieren können damit,
00:07:45: weil ich glaube schon, dass bei so einem
00:07:46: komplexen Thema, es besser ist, wenn man kann sie selber sagt: Okay, wir sind ein Radiosender, wir wollen als nachhaltig gelten und nachhaltig sein, aber wir sind halt auch nicht perfekt. Wir fangen jetzt halt mal an und gucken
00:07:56: was wir weiter bringen können.
00:07:59: Du hast gerade schon angesprochen, wenn man sich eure Gemeinwohlbilanz anschaut, dann gibt es am meisten Entwicklungspotenzial im Bereich, in dem es um die Lieferkette geht.
00:08:07: Ich schieb da mal ganz kurz ein, auf die Lieferkette haben wir uns auch in unserer zweiten Folge mit VAUDE schon konzentriert, in unserem Podcast. Da kann man vielleicht noch mal kurz reinhören. Worum geht's denn bei euch da ganz konkret und wie wollt ihr euch da weiter verbessern?
00:08:23: Christian: Ja, Thema Lieferkette
00:08:25: ist natürlich das erste, worauf man sich stürzt und das erste was einem so einfällt. Und es hört sich zunächst mal sehr wichtig an. Wir haben dann nach Erstellung der Bilanz gemerkt, dass
00:08:35: wir als Medienunternehmen, dass es gar nicht so leicht ist, da Dinge zu drehen, weil wir natürlich im Vergleich zu einem produzierenden Unternehmen gar nicht so viele Lieferanten haben.
00:08:45: Und wir haben ein paar Hauptlieferanten,
00:08:49: das sind die, an die wir unsere Sende- und Einspeise-Gebühren bezahlen und bei diesen Unternehmen gibt es keine große
00:08:57: ökologische Variante sozusagen. Also da können wir jetzt gar nicht sagen: Ja, dann gehen wir zu einem anderen Anbieter, weil der ist ökologischer. Also da haben wir gemerkt,
00:09:07: als wir alle Lieferanten angeschrieben haben und dann unsere Schlüsse gezogen haben und bei den Lieferanten auch was verändert haben, haben wir gemerkt, dass der Hebel gar nicht so riesig ist.
00:09:17: Insofern haben wir uns dann im Anschluss daran einfach auf andere Themen kapriziert, nämlich:
00:09:22: Wir haben uns mit Prämissen für nachhaltigen Journalismus auseinandergesetzt, wir haben geguckt, dass unser
00:09:28: Verkauf deutlich werteorientierter wird und einfach ethische Leitlinien kriegt,
00:09:34: mit denen der potentielle Werbekunden sozusagen einschätzen kan. Wir haben eine
00:09:39: Preisstaffelung für nachhaltig wirtschaftende und gemeinwohlorientierte Unternehmen gemacht,
00:09:44: wir beschäftigen uns mit Corporate Digital Responsibility. Wir sind ja auch Datensammler, wollen aber keine Datenkrake sein.
00:09:52: Gut dann geht's auch um einen barrierefreien Zugang zu Website und App und die CO2-Bilanzierung natürlich.
00:09:58: Also da gibt es sehr viele andere Themen tatsächlich, wo wir als Medienunternehmen einen deutlich größeren Hebel haben. Das haben wir aber erst gemerkt, als wir schon mit der ersten Bilanz durch waren und bei den Umsetzungen waren.
00:10:12: Das ist natürlich genau das, was dann auch so eine Gemeinwohlbilanz erstmal deutlich macht und erstmal aufzeigen kann.
00:10:18: Jetzt hattest du schon gesagt, was die Werbung betrifft bei egoFM, Christian, das ist ja ein ganz wichtiger Aspekt bei Medienunternehmen und auch noch mal ganz besonders. Hat denn der Prozess mit der Gemeinwohl-Ökonomie tatsächlich einen Einfluss auch drauf, wer bei euch werden darf und wer vielleicht sogar nicht?
00:10:36: Christian: Ja und Nein muss ich sagen. Also wir haben natürlich als Medienunternehmen nicht nur unsere eigenen Werbekunden, die wir akquirieren, sondern wir haben auch einen Vermarkter,
00:10:47: mit dem wir langlaufende Verträge haben und denen wir Werbeplätze zugesichert haben. So funktioniert es im TV-Bereich, so funktioniert es im Radiobereich. Und da haben wir im Grunde
00:10:59: eigentlich nur ein Vetorecht. Also wenn es überhaupt
00:11:02: nicht passt, wenn wir Angst haben müssen, dass wenn wir die Werbung ausspielen, dass die Steine fliegen. Also da ist unser Einfluss relativ klein, aber bei den Werbekunden, die wir selber akquirieren bei unserer in Hausvermarktung, da ist der Einfluss größer.
00:11:17: Christian, wenn du in die nahe und ferne Zukunft schaust, was soll sich denn noch alles verändern bei egoFM mit Blick auf eure Gemeinwohl-Ausrichtung? Christian: Wir finden einfach vor dem Hintergrund von Hate Speech, von Fake News, Alternative Facts, ist es
00:11:31: total wichtig, dass Medienunternehmen, die ja ganz viele Menschen erreichen und mit Informationen versorgen, dass die nachhaltig und ethisch korrekt handeln im Sinne
00:11:41: des Gemeinwohls.
00:11:43: Und diesbezüglich wollen wir mit gleichgesinnten Unternehmen zusammen wirtschaften. Wir glauben, dass nachhaltige Unternehmen langfristig einfach erfolgreicher wirtschaften können als andere.
00:11:55: Darüber hinaus wollen wir auch mit anderen Medienunternehmen kooperieren also mit gleichgesinnten Medienunternehmen. Das ist in der Branche
00:12:05: fast ein NoGo. Also jeder versucht immer selber so seinen Content, seinen Inhalt zu basteln, bis auf die Musik. Jeder versucht selber immer die neuesten News zu haben, aber wir finden das eine Kooperation an der Stelle
00:12:20: gut ist und notwendig ist. Man spart sich Entstehungskosten und kann einfach
00:12:25: wertvolle Inhalte an vielen anderen Stellen weitertransportieren. Ich sage an der Stelle immer, die Musik, die wir senden, die machen wir ja auch nicht selber und dementsprechend arbeiten wir mit detektor.fm zusammen, mit FluxFM in Berlin
00:12:38: und glauben, dass man so NoGos überwinden muss, um erfolgreich zu sein. Und natürlich ist es uns auch wichtig, dass wir in der Branche Nachahmer finden. Als wir begonnen haben uns mit dem Thema Nachhaltigkeit zu befassen,
00:12:50: ist uns erst aufgefallen, wie wenig verbreitet das Thema in der Medienbranche ist. Habt ihr denn eventuell einen Tipp sogar für Unternehmen die Gemeinwohl-Ökonomie spannend finden und sich eventuell auch überlegen eine Gemeinwohlbilanz zu erstellen?
00:13:04: Sandra: Ich glaube, das Wichtigste ist, dass man sich bewusst macht und das ist bei all diesen großen Themen, wo man irgendwie versucht was zu bewirken, dass man halt sich einfach bewusst macht, man muss nichts perfekt
00:13:12: machen. Das ist auch okay an irgendeinem Punkt anzufangen. Vielleicht sogar bei dem leichtesten oder bei dem wir was man am schnellsten umsetzen kann, dass man da erstmal anfängt und sich
00:13:21: auch vielleicht bewusst macht: Was ist eigentlich schon da? Also ich finde auch diese Analyse: Was macht man vielleicht schon? Vielleicht hat man sogar zufällig schon Ökostrom und
00:13:29: kann's einfach mal so analysieren
00:13:31: und dann versuchen diese Punkte, die man schon macht, eben noch weiter auszubauen und dann zu verbessern. Und was auch geholfen hat, bei uns war, dass wir uns halt auch ausgetauscht haben. Das haben wir auch wiederum wieder On Air teilweise auch dokumentiert, dass wir uns mit anderen Unternehmen ausgetauscht haben, die halt schon bisschen weiter in diesem Prozess waren. Und selbst wenn die nicht aus der gleichen Branche
00:13:49: kamen, war das trotzdem spannend zu sehen: Ah, okay, wie machen die das im Team? Und da könnten wir auch
00:13:55: einiges lernen. Also das fände ich auch einen guten Tipp für andere Unternehmen. Sandra, du hast unter dem Künstlernamen Polar Noir - ich hoffe, ich habe es richtig gesagt - du hast zwei Songs veröffentlicht, die sich mit der Klimakrise beschäftigen und auch mit dem Gefühl der Schuld. Vielleicht kannst du aus
00:14:10: dem Blickwinkel auch noch mal sagen: Was wünschst du dir denn für die Zukunft der Gemeinwohl-Ökonomie? Sandra: Ja, da muss ich ein
00:14:18: bisschen ausholen, weil erstmal das Musikprojekt auf den ersten Blick nichts mit Gemeinwohl-Ökonomie zu tun hat, auf den ersten Blick. Aber ich fange mit dem Thema Schuld an. Ich find
00:14:27: Schuld ist ja eigentlich irgendwie nicht so ein hilfreicher Begleiter, wenn man da lang dran festhält,
00:14:31: weil das blickt ja nicht in die Zukunft und hemmt eigentlich eher. Und ich glaube zum Beispiel, dass Schuldgefühle auch echt so ein Grund sein, warum es das Thema Klimakrise, Umweltschutz so wahnsinnig schwer hat, weil die Auseinandersetzung damit auch immer bedeutet, ich muss
00:14:44: mich mit meiner eigenen Schuld - wie wie viel trage ich dazu bei? - auseinandersetzen und das ist halt nicht schön und es kann auch halt ganz schnell überfordern und
00:14:54: das war so ein Thema das mit dem ich ich mich privat total viel auseinandergesetzt hat und da wollte ich das irgendwie auch in der Musik aufarbeiten. Aber
00:15:03: ich fand es kann auch helfen, wenn man sich mit der Schuld auseinandersetzt, dass man eben bereit ist, dass man plötzlich eben die Notwendigkeit verspürt: Ich will jetzt die Verantwortung übernehmen, ich will aktiv werden, ich will was beitragen. Und
00:15:15: dann ist wiederum auch klar und dass hab ich auch versucht in meiner Musik umzusetzen, dass diese Verantwortung, dass man die halt unmöglich alleine tragen kann.
00:15:21: Und das wird zwar immer ganz gerne versucht, dass die Verantwortung auf den einzelnen oder auf die einzelnen Konsument:innen abgewälzt wird. Also gerade so Aktivist:innen müssen sich ja ganz oft auch irgendwie
00:15:33: schnell rechtfertigen, wenn sie dann doch mal fliegen oder doch mal was in Plastik verpackt kaufen. Und ich finde,
00:15:40: das ist irgendwie gemein, wenn das auf den Einzelnen abgewälzt wird, weil in diesen Rahmenbedingungen, die die Politik und die Wirtschaft bilden, kann man als Einzelner überhaupt nicht perfekt, also in Anführungsstrichen, sein und gleichzeitig
00:15:53: beeinflusst man aber auch wieder die Punkte Politik und Wirtschaft. Und ich glaube, es muss einfach klar sein, dass diese Schuld oder diese Verantwortung eben aufgeteilt wird. Und da ist quasi die Gemeinwohl-Ökonomie aus meiner Sicht ein Weg
00:16:05: wie Unternehmen freiwillig mehr Verantwortung übernehmen können. Und
00:16:11: in meiner idealen Welt fände ich es halt schön, wenn diese Bewegung sich quasi soweit vergrößert, dass zum einen noch mehr Austausch stattfindet zwischen ganz viel Unternehmen aus verschiedenen Branchen
00:16:21: und man zum Beispiel auch als Unternehmen halt quasi eine größere Auswahl hat. Und Firmen mit denen man zusammenarbeiten will, also das betrifft dann wieder Lieferketten oder auch Kunden, Kundinnen. Also dass es normal ist,
00:16:33: dass Unternehmen gemeinwohlorientiert arbeiten und
00:16:37: nicht, dass es eine Ausnahme ist. Also das wäre so mein Wunsch. Und was ich auch glaube, da sind wieder beim Thema Schuld:
00:16:44: Vielleicht können Unternehmen sogar helfen, dieses individuelle
00:16:48: Schuldbewusstsein, diese Schuldgefühle von Mitarbeiter:innen ein bisschen aufzufangen, indem dem sie quasi den Leuten die Möglichkeit geben,
00:16:57: am Arbeitsplatz sogar quasi was beizutragen, aktiv zu werden und auch eben nicht nur im Privatbereich Verantwortung zu übernehmen, sondern auch in ihrer Arbeit.
00:17:06: Indem man es einfach gemeinsam angeht, ne? Sandra: Genau.
00:17:08: Und dass es auch vielleicht normal ist, dass man mal sich mit den Kolleg:innen dann drüber austauscht und sagt: Wie machen wir das eigentlich? Oder vielleicht sogar mal zum Vorgesetzten geht und sagt: Können wir das nicht mal ändern? Das und das wäre ja quasi kein
00:17:21: Problem. Das es nicht so eine Privatsache ist, sondern dass du es auch am Arbeitsplatz viel mehr Thema wird. Das fände ich total schön.
00:17:27: Sehr schön, vielen Dank, dass du auch das Thema Schuld noch mal angesprochen hast. Ich finde, das ist ein ganz ganz wichtiges Thema, dass Schuld nie lösungsorientiert sein kann sondern, dass es in der Hinsicht eigentlich eher immer hemmt.
00:17:38: Liebe Sandra, lieber Christian, ganz herzlichen Dank euch beiden für eure Zeit und dass ihr mitgemacht habt. Super gerne! Vielen Dank!
00:17:46: Wir haben heute gelernt, dass Medienunternehmen nicht nur inhaltliche Programm-Verantwortung haben, sondern auch als Wirtschaftsunternehmen nachhaltig und ethisch korrekt handeln können.
00:18:00: Und es lohnt sich, auch schon in kleinen Schritten diesen Weg zu beginnen und im Austausch mit anderen können diese Schritte dann immer größer werden.
00:18:09: Das war die achte Folge von Zeit zum Umdenken, dem Gemeinwohl-Podcast der Sparda-Bank München über Gemeinwohl-Ökonomie, Nachhaltigkeit und alles was damit zusammenhängt.
00:18:19: Zeit zum Umdenken ist eine Produktion von ikone media, im Auftrag der Sparda-Bank München, ich bin Schlien Gollmitzer.
00:18:26: Alle Informationen zum Podcast und zur Folge findet ihr übrigens auf sparda-m.de/podcast.
00:18:34: Und auch auf dem Instagram-Kanal der Sparda-Bank München unter @spardamuenchen. Alle Infos stehen auch noch mal in den Shownotes für euch.
00:18:43: Die nächste Folge gibt schon im nächsten Monat, ciao und bis dahin.
00:18:46: Music.
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